Wie man's macht, ist es falsch

Ich werde wohl nie lernen, die Frauen zu verstehen - schon gar nicht Marie! Insbesondere kann ich mit ihren manchmal absonderlichen Reaktionen nichts anfangen, wenn ich ihr etwas Gutes tun will, sie zum Essen in ein teures Restaurant ausführen, oder vielleicht ins Theater einladen. In solchen Fällen reagiert sie auf eine Art und Weise, der ich völlig machtlos gegenüberstehe. Ich verstehe sie überhaupt nicht...

Ich will es an einem Beispiel erklären. Wir brauchen gar nicht so weit zurückzugehen. Den ganzen Tag hatte ich gearbeitet, und nach dem Abendessen setzte ich  mich bequem in den Sessel, um mich beim Zeitungslesen etwas zu entspannen. "Du bist nicht gerade sehr unterhaltsam", erklang Marie's Stimme anklagend. Ich richtete mich im Sessel auf. (Ich war wohl kurz eingenickt). "Man wird sich doch wohl für einen Moment entspannen dürfen", verteidigte ich mich. "Deine Momente werden immer länger... es ist nicht besonders aufregend, mit einem Mann verheiratet zu sein, der Abend für Abend über der Zeitung oder beim Fernsehen einschläft". "Am Mittwoch war ich zum Kartenspielen und am Sonnabend zum Festessen in meinem Club". " - Ja, DU warst zum Kartenspielen und DU warst zum Festessen. Was meinst Du wohl, wo ICH war"? - "Zu Hause, nehme ich an". - "Genau. Und das bin ich JEDEN Abend". Sie sagte nichts mehr. Ich konnte direkt fühlen, wie nach dieser letzten Bemerkung die Stille durch den Raum kroch. Mit einem Mal wirkte die Luft merkwürdig klamm und unbehaglich. Blitzschnell sah ich ein, dass ich das Gespräch in weniger gefährliche Bahnen lenken musste, um die Stimmung zu retten. "Es ist bald Kaffeezeit", sagte ich. "Haben wir noch von dem ausgezeichneten Pflaumenkuchen deiner Mutter"? Normalerweise freut sie sich, wenn ich den Kuchen ihrer Mutter lobe, obgleich er mir, ehrlich gesagt, meistens recht schwer im Magen liegt. Besonders der Pflaumenkuchen.

"Es ist eine Ewigkeit her, seit du mich das letzte Mal zum Essen eingeladen hast. Du denkst nie daran, dass es eine reizvolle Abwechslung in meinem täglichen Trott wäre, wenn du EINMAL sagen würdest: Lass uns heute Abend auswärts essen. Ich lade dich ein! Allein der Gedanke, dass ich dann nicht zu spülen brauche!" -... "Ich helfe dir doch manchmal, wenn..."

"Oder ins Theater. Ich weiß gar nicht mehr, wann wir das letzte Mal im Theater waren, so lange ist das her". -... "Nun, ab und zu gehen wir doch, wenn etwas Besonderes aufgeführt wird. Aber diese absurden modernen Stücke..."

"Doch, jetzt fällt es mir wieder ein! Damals hatte ich gerade mein rotes Kleid gekriegt... weißt du noch, das Taftkleid. Es gefiel mir sehr gut, und ich habe es viele Jahre getragen. Natürlich weißt du es, du benutzt es doch heute als Putzlappen fürs Auto!"

So ist eben ihre Art, etwas auszudrücken. Was sollte ich anderes tun, als mich schuldbewusst hinter der Zeitung zu verstecken?

"Ich will gar nicht davon reden, dass wir auch mal zum Tanzen ausgehen könnten. Aber du schämst dich vielleicht, mit einer Frau, mit der du verheiratet bist, tanzen zu gehen"! - "Natürlich tue ich das nicht, aber eigentlich hast du recht. Wir müssen sehen, dass wir abends auch mal aus unseren vier Wänden kommen".

"Abends...mal...in hundert Jahren vielleicht! Ich gehe jetzt zu Bett. Mutters Pflaumenkuchen findest du im Schrank, wenn du etwas möchtest! Gute Nacht!" - "Gute Nacht...Ähh..."

Ein trostloser Abend, ein ganz und gar trostloser Abend. Auf dem Küchenstuhl sitzend, beschloss ich bei einer Tasse lauwarmem Kaffee, schon am kommenden Samstag mit Marie ganz groß auszugehen. Bei genauerem Nachdenken war ja wohl etwas dran, dass für sie die Tage nicht immer besonders abwechslungsreich waren, und wenn es ihr so viel bedeutete, mal wieder unter Menschen zu kommen - jedenfalls wollte ich da nicht im Wege stehen. Es sollte aber ein ganz großer Abend in gepflegtem Stil werden!

Als ich am Samstag Nachmittag gegen fünf nach Hause kam, ging ich sofort in die Küche und drückte Marie einen Riesenstrauß Rosen in die Hand. "Bitte, Schatz", sagte ich. "Die sind für dich"! Sie trocknete sich die Hände an der Schürze ab. Sie putzte gerade Gemüse fuer einen Eintopf. "Für mich? Was heißt das?" - "Nichts weiter, als dass du einen Strauß Rosen haben sollst"! Sie blickte mich prüfend an. "Sag mal, hast du getrunken"? - Ich war etwas verletzt "Natürlich habe ich nicht getrunken!" - "Du kommst doch sonst nicht mit Blumen nach Hause. Wo bist du übrigens den ganzen Nachmittag gewesen"? Sie sprach es nicht aus, aber ich sah ihr an, was sie dachte. Sie glaubte, ich hätte mich mit anderen Frauen herumgetrieben und sie wäre nicht im mindesten überrascht gewesen, hätte sie ein blondes Mädchenhaar an meinem Revers gefunden...

"Wo ich gewesen bin? Ich stand Schlange, um Karten für 'Lady Eliza'  zu bekommen. Wir gehen ins Theater". - "Ins Theater? Wann? Etwa heute Abend?" - "Genau, heute Abend"! - "Ja, aber ich habe den ganzen Tag große Wäsche gehabt. Mit diesen Haaren kann ich mich doch nirgendwo sehen lassen"! - "Wir gehen erst essen! Ich habe im Royal einen Tisch für zwei bestellt, Candlelight-Dinner, sehr exklusiv! Mit Kerzenschein und allem Drum und Dran." - "Aber der Eintopf! Ich wollte Eintopf kochen. Ich kann doch nicht einfach alles so stehen lassen. Das Fleisch ist fast gar. Und ... oh, es ist furchtbar! Und meine Haare...diese Strähnen...die kriege ich nie und nimmer in Ordnung"!

Ich legte einen Karton auf den Küchentisch. "Ich habe mir ein Paar neue schwarze Schuhe gekauft", erklärte ich und fing an auszupacken. "Meine alten sind so zerschlissen, dass ich mich damit nicht aufs Tanzparkett wagen kann". "Tanzparkett? Tanzen sollen wir auch? Und ich mit meinem alten Samtkleid, es ist ganz unmöglich... und mein Cape ist zur Reinigung...und meine Frisur, die Haare sitzen nie...und der Eintopf und ich habe schon Teig für Pfannkuchen angerührt... oh nein, es ist furchtbar"! Hysterisch schluchzend sank sie auf einen Küchenhocker...

Wie gesagt... ich werde wohl nie lernen, die Frauen zu verstehen!!!

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