Erlaubnis per Telefon

Ohne mich zu loben und ohne dass mir irgendwo Engelsflügel wachsen, kann ich wohl behaupten, dass ich immer daran denke, zu Hause anzurufen, wenn ich durch die Arbeit im Büro verhindert bin, zu Hause aufzutauchen, bevor die Frikadellen kalt geworden sind. Ich mag es nicht, wenn Marie warten muss, ohne zu wissen, warum sie wartet. Sie soll nicht unruhig werden, wenn es einmal ein paar Stunden mehr als üblich werden. Marie gehört aber nicht zu den Frauen, die sich über solche Anrufe ärgern. Ich muss schon sagen, sie nimmt es immer gelassen hin. Und so etwas schafft Harmonie in einer Ehe. Wie vor kurzem an einem Nachmittag... Normalerweise geht die Bürozeit bis 16.30 Uhr. Als ich gerade gehen wollte, schaute Käse aus Holland, mein Büronachbar ;)  herein...

"Hallo", sagte er, "wir sitzen gerade zu dritt beisammen und brauchen einen vierten Mann für ein schnelles kleines Pokerspiel. Nur eine Stunde"! "Moment", sagte ich und nahm den Hörer von der Gabel. "Ich muss nur eben zu Hause anrufen". "Bist du es, Schatz? Ich werde mich etwas verspäten. Hast Du etwas dagegen, dass ich noch ein kleines Pokerründchen mit Käse aus Holland spiele? Nur eine Stunde!" - "Jetzt?" ließ sich Marie vernehmen. "Schon wieder? Das bedeutet also, dass ich das Auto nicht haben kann. Und dass ich zu spät zum Französisch-Kurs komme. Ich hatte versprochen, Lisa abzuholen, und meine neue Nähmaschine wollte ich mitnehmen, weil ich anschließend zu Anna gehen wollte. Oder glaubst du etwa, dass wir dein neues Hemd ohne Nähmaschine nähen können? Aber das ist ja MEIN Problem. Natürlich habe ich nichts dagegen, dass Käse aus Holland dich wieder um etliche Euro erleichtert, das ist doch einleuchtend"!

"Sie sagt, sie hat nichts dagegen", sagte ich schnell und damit war die Sache klar. Als ich letzten Mittwoch gerade die Schutzhaube über meine Schreibmaschine gelegt hatte, hupte unten auf der Straße ein Auto. Ich sprang runter, um nachzusehen, was los war. Fünf Minuten später saß ich wieder am Schreibtisch, um zu Hause anzurufen. 

"Ich bin's, Schatz", sagte ich. "Unten steht Paul, und fragt, ob ich mit zum Trabrennen komme. Er will auch das Essen ausgeben".  - "Trabrennen?" meinte Marie. "Schon wieder? Naja, bitte, geh du ruhig zum Trabrennen! Mach dir bloß nichts draus, dass du mich eigentlich zum Krabbenessen ins Tivoli eingeladen hast. Ich kann ja zur nächsten Würstchenbude gehen. Dann wird es für dich auch nicht so teuer. Was du sparst, kannst du dann im Pferde-Toto anlegen."

Erleichtert sprang ich zu Paul hinunter. "Alles klar", rief ich gut gelaunt und ließ mich ins Polster fallen, "sie hat es erlaubt."

Freitag kam Käse aus Holland wieder in mein Büro. Ich musste zu Hause anrufen. "Ach, Schatz", sagte ich, "Käse aus Holland ist hier. Er fragt, ob ich morgen, Samstag, mit ihm und den anderen zum Angeln gehen will. Was dagegen?"  - "Zum Angeln? Schon wieder? Heißt das, dass ich morgen früh um fünf aufstehen muss, um dir die Brote zu schmieren? Der einzige Tag in der Woche, an dem ich länger schlafen kann! Im Übrigen, hattest du nicht versprochen, morgen die Decke in der Küche zu streichen, damit ich endlich mit dem Hausputz anfangen kann? Gut, das kann natürlich warten, ich sehe schon, das Angeln ist wichtiger! Obwohl du ja noch nie was gefangen hast... ja, bitte, geh du ruhig zum Angeln"! Sie knallte den Hörer auf.

"Sie meint, es kann losgehen. Eine liebe kleine Frau. Sie sagt immer ja"

Gestern Nachmittag rief ich zu Hause an. "Paul steht hier mit zwei Karten für die Boxveranstaltung heute Abend, du weißt ja. Er würde mir eine Karte überlassen. Ich kann doch mit ihm hingehen, oder? Es fängt schon um sieben an, ich komme also vorher nicht mehr nach Hause". - "Boxen? Ich habe Gäste eingeladen, deine Eltern und Onkel Karl und Emil und Gabi... zum Essen natürlich. Es gibt tausend Dinge, mit denen du mir hättest helfen können, aber natürlich, wenn du meinst, dieser Boxkampf ist wichtiger, als wenigstens EIN Mal zu Hause zu bleiben und dich als guter Gastgeber zu zeigen, dann geh ruhig hin"!

"Tausend Dank", sagte ich schnell. "Ich wusste, du würdest es mir erlauben"! Schön, eine Frau zu haben, die man um eine freie Stunde oder zwei zu bitten wagt, nicht wahr? Es gibt ja auch Kerle, die einfach aus dem Büro abhauen, ohne zu fragen. Das ist bei mir nicht so... niemals! Kommt überhaupt nicht in Frage, dass ich irgend etwas unternehme, bevor ich nicht von Marie grünes Licht habe. Alles muss seine Ordnung haben!

Vor ein paar Minuten, während ich gerade im Büro saß und diese Geschichte niederschrieb, war es zur Abwechslung mal Marie, die mich anrief. "Hallo, Schatz", flötete sie. "Anna ist gerade hier. Sie erzählt, dass das Saphirnerzcape, das sie und ich vor kurzem gesehen haben, um 800 Euro herabgesetzt wurde. Du hast doch nichts dagegen, dass ich hinfahre und es kaufe"? - "Saphirnerzcape?" Ich war bestürzt. "Meinst du etwa dieses teure Ding für fast fünftausend Euro? Am Montag ist Zinstermin. Und wir müssen die Hypothek für das Sommerhaus bezahlen und die letzte Rate vom Motorboot. Und ich weiß immer noch nicht, wo ich das Geld hernehmen soll. Und jetzt fragst du, ob es geht, dass du Fünftausend verpulverst, für so einen blödsinnigen Nerz! Aber meinetwegen, wenn du so wenig Respekt vor dem Geld hast, fahr nur hin und kauf den ganzen Laden, an mich brauchst du nicht zu denken"!

"Es klappt, Anna", hörte ich Marie sagen, ehe sie auflegte, "er hat zugestimmt"!!!

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